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Manchmal lese ich auch …

B. hat mich mal wieder auf die Idee gebracht zu lesen. Also haben wir einige Zeit versucht, eine vertrauenswürdige Übersetzung des Koran zu finden, die ich auch auf meinem E-Reader lesen kann.
Das ist tatsächlich schwierig. Es gibt einige Übersetzungen, finanziert von diversehen Saudiprinzen, islamischen Organisationen mit nie gehören Namen, sicher auch Machwerke unter türkischer Regie, aber all denen vertraue ich nicht wirklich.

Bis ich etwas modernes, hoffentlicheher neutrales finde, habe ich jetzt eine Übersetzung gefunden, die immerhin zwei Leute gemacht haben, die nicht unbedingt zur Kopfabrichtung des Islam gehören – aber ich habe trotzdem meine Zweifel und werde weiter suchen.

Es ist wirklich interessant, ausnahmsweise mal keine Schülerarbeiten zu korrigieren, keine simplen Krimis runterzulesen, sondern etwas zu lesen, wobei man sich etwas anstrengen muss, denken, notieren, …

Heute habe ich die ersten beiden Suren geschafft, die erste sagt, bla bla, dat Ding ist direkt von oben diktiert bla bla und ratzfatz fertig.

Die zweite ist dann interessanter: Über 40, 50 Verse wird beschrieben, wie die Juden immer wieder etwas vom Chef bekamen aber dann doch wieder abgefallen sind (vieles kennen wir aus dem alten Testament, hier wird es als Beispiel benutzt zu zeigen, wie ein gottesfürchtiger Mensch es nicht machen soll), dann geht es mehr zur Sache: Essensregeln (u.A. kein Schweinefleisch), Regeln zum Fasten, zum Krieg (gegen Ungläubige) Führen – interessant, man soll ausdrücklich nur Krieg führen, wenn die anderen anfangen „aber übertretet nicht“, heißt es in meiner Übersetzung, zwei, drei Verse wird aus dem Zusammenhang eindeutig klar, dass mit dem „übertreten“ angreifen gemeint ist. Es wird auch ausdrücklich gesagt, dass Schluss ist mit dem Kämpfen, wenn die Ungläubigen nicht mehr übertreten, da steht bisher nix davon, dass wir bösen Ungläubigen unbedigt umgebracht werden müssten.
Dann geht es noch ums Fasten, ums Beten (die Zahl fünf taucht hier noch nicht auf), …
Die Verse zum Schulden machen fand ich sehr bezeichnend für das Frauenbild im Koran: Wenn man sich Geld leiht, soll man einen Schreiber finden, der es aufschreibt und zwei Männer als Zeugen. Und wenn es nicht genug Männer gibt, dann eben einen Mann und eine Frau, wenn die eine es verwechselt, dann gibt es wenigstens eine zweite, die sich erinnert.

Lustig, dass mir mal eine Muslima erzählen wolle, der Koran behandle Männer und Frauen gleichwertig – natürlich hatte sie die böse Sünde, eine Übersetzung zu lesen, nicht begangen aber viel über den Koran und seine Auslegung gelesen, zum Beispiel auch, dass er Frauen und Männer absolut gleich behandele weil die Anzahl der Nennungen der Wörter „Mann“ und „Frau“ gleich sei.

Und genau aus diesem Grund finde ich die Idee, das Buch wirklich mal zu lesen ganz gut, um eben auch etwas solchen Betonköpfen entgegen halten zu können (na gut, sie werden es ja dann doch wieder nur im Original lesen, was sie vielleicht sogar ganz toll können – es gibt weltweit unendlich viele Kurse, wo man das perfekte Koranrezitieren lernt, ohne auch nur ein Wort Arabisch zu verstehen, das ist nicht wichtig, Hauptsache, man kann es laut vortragen).

Mal schauen, ob ich noch weiter lese – aber keine Angst, bisher habe ich nicht das Gefühl, dass dieses Werk mich von meinem gottlosen Pfad abbringen könnte …